Der Photovoltaikmarkt hatte in der Vergangenheit Schwierigkeiten. Was hat sich im Vergleich zu früher verbessert?
Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) ist im April 2000 in Kraft getreten. Ziel war es, Strom aus erneuerbaren Energien wie Wind, Wasser, Biogas und Photovoltaik zu fördern. Wer in eine solche Technik investierte, bekam eine staatliche Garantie, dass der produzierte Strom zu einer festgelegten Vergütung vom regionalen Stromnetzbetreiber abgenommen werden musste. Der Strom wurde aufgrund der hohen Vergütung nicht selbst genutzt, sondern zu einhundert Prozent in das öffentliche Stromnetz geschickt. Ein lukratives Geschäft, für jeden Betreiber mit sicheren Einnahmen und top Renditen. In den Jahren 2011 bis 2013 wurde diese Vergütung Stück für Stück zurückgefahren wodurch die Nachfrage zurückging und die Branche sich neu positionieren musste. Die Folge war ein massiver Preiskampf mit vielen Unternehmenspleiten, besonders bei den Herstellern.
Heute liegen die Anlagenpreise weit unter den damaligen, wodurch der Strom vom eigenen Hausdach wesentlich günstiger ist als typischer Haushaltstrom aus dem Netz. Das hat dazu geführt, dass man seinen Solarstrom möglichst selbst nutzen will und mit der Speichertechnik ist es heutztage möglich, den Solarstrom 24 Stunden im Haus selbst zu nutzen.
Die Investition in Solarstromerzeugung für Privatleute lohnt sich also? Ab welchem Strombedarf macht eine Anschaffung Sinn?
Die Investition rechnet sich eigentlich für jeden Hausbesitzer, das hängt aber vom persönlichen Stromverbrauch und von der vorhandenen Dachfläche ab, die man zur Stromerzeugung nutzen kann. Der durchschnittliche Stromverbrauch einer vierköpfigen Familie liegt beispielsweise bei 4.500 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. Mit einer Photovoltaikanlage von nur 35 Quadratmetern kann man diesen Jahresstrombedarf selbst herstellen.
Das Geld für die Einspeisung ins Netz lockt nicht wirklich. Wie hoch ist der durchschnittliche Eigenverbrauchsanteil mit dem Stromspeicher? Und wie hoch ist der Autarkiegrad bei einem best-practice-Beispiel?
Das ist richtig, die Wirtschaftlichkeit steigt mit steigendem Eigenverbrauch des Solarstroms. Mit einer Photovoltaikanlage fließen 20 bis 30 Prozent des benötigten Stroms direkt vom Dach zu den elektrischen Verbrauchern im Haus. Weitere 40 bis 50 Prozent werden in den Batterien zwischengespeichert und dann entnommen, wenn die Solaranlage zu wenig Strom liefert. So erreicht man eine Eigenversorgung von bis zu 80 Prozent über das Jahr gesehen. Überschüssiger Solarstrom, der weder verbraucht noch gespeichert werden kann, wird entweder an den regionalen Netzbetreiber verkauft oder neuerdings in einer Stromcloud im Stromnetz „gespeichert“.
Ein Beispiel: Ein Hausbesitzer hat einen Stromverbrauchvon 4.500 kWh pro Jahr. Das sind mit Grundgebühren Gesamtkosten von 1.300 Euro pro Jahr. Geht man nur von einer Preissteigerung von 3 Prozent pro Jahr aus, zahlt dieser Hausbesitzer in den kommenden 25 Jahren über 45.000 Euro. Würde dieser Hausbesitzer eine Photovoltaikanlage mit Speicher installieren, müsste er einen Betrag von 15.000 Euro investieren. Nach einer Laufzeit von 13 Jahren hätte sich die Anlage refinanziert und würde völlig kostenfreien Strom leifern.
Ist die Speichertechnik denn schon ausgereift?
Diese Frage hören wir sehr häufig. Hier besteht oftmals noch die Meinung, dass Speicher nur eine sehr kurze Lebensdauer haben oder die Speicherkapazität, wie in alten Mobilfunktelefonen oder Laptops, nach wenigen Jahren stark nachlässt. Die Speichertechnologie hat sich in den vergangenen zehn Jahren sehr viel weiter entwickelt. Das ist auch ein Resultat des Fortschritts der Elektromobilität.
In den Hausbatterien verwendet man hocheffiziente Lithium-Ionen Speicher, wie in den Elektroautos. Gegenüber den Elektroautos hat man aber bei den Hausspeichern den Vorteil, dass diese ganz anderen Belastungen ausgesetzt sind und man sie wesentlich schonender laden und entladen kann. Das macht sich in einer wesentlich längeren Lebensdauer bemerkbar. Seriöse Hersteller geben bereits Garantien von weit über zehn Jahren. Wenn es beim Elektroauto funktioniert, dann funktioniert es erst recht beim Hausspeicher.
Wie hoch sind die Anschaffungskosten?
Die Netto-Anschaffungskosten typischer Photovoltaikanlagen mit Stromspeicher für das Einfamilienhaus inklusive Montage liegen bei 15.000 Euro. Dabei kommt man auch als Privatmann in den Genuss, dass man die gezahlte Mehrwertsteuer vom Finanzamt zurückerstattet bekommt und die Investitionskosten sogar steuerlich geltend gemacht werden können. Bei einer jährlichen Stromrechnung von 1.300 Euro pro Jahr refinanziert sich die Anlage damit nach 13 Jahren. Steigen die Stromkosten noch schneller, geht die Rechnung noch eher auf.
Wie wartungsintensiv sind die Anlagen?
Das ist ein weiterer großer Vorteil dieser Anlagen. Photovoltaikanlagen und Stromspeicher haben keine Verschleißteile, die man regelmäßig warten oder ersetzen müsste. Trotzdem empfehlen wir die Anlage alle zwei bis drei Jahre mal von einem Fachmann überprüfen zu lassen.
Worauf muss ich beim Kauf einer Anlage achten?
Man sollte seine Anlage von einem spezialisierten Photovoltaik-Fachbetrieb mit entsprechenden Referenzen und Erfahrungen kaufen und installieren lassen. Fachbetriebe verfügen über die aktuelle Produktübersicht und legen die Anlage nach den heutigen und künftigen Bedürfnissen aus.
Wie hoch ist die Lebensdauer der Stromspeicher?
Das hängt vor allem von der Batterietechnologie ab. Herkömmliche Bleiakkus haben eine Lebensdauer von circa 10 Jahren, moderne Lithium-Ionen Speicher haben eine prognostizierte Lebensdauer von über 20 Jahren. Je nach Produkt erhält man eine Produktgarantie von bis zu 15 Jahren.
Sie haben den Begriff Stromcloud genannt, was verbirgt sich hinter diesem Begriff?
Photovoltaikanlagen produzieren im Sommer weit mehr Strom als man benötigt oder in seinem 24-Stundenspeicher speichern könnte, im Winter dagegen fast nichts. Bisher musste man diesen überschüssigen Strom günstig verkaufen und im Winter teuren Netzstrom zukaufen. Als Mitglied einer Stromcloud schickt man seinen überschüssigen Solarstrom in das öffentliche Stromnetz und stellt ihn hier anderen Cloud-Mitgliedern zur Verfügung. In den sonnenarmen Stunden oder dann, wenn die eigene Solaranlage zu wenig Strom produziert bzw. der Solarstromspeicher leer ist, holt man sich den Strom aus der Stromcloud zurück. So kann man zum Beispiel im Sommer günstigen Solarstrom produzieren, in der Cloud ablegen und im Winter für seine Wärmepumpe nutzen. Mit der Cloud2Go kann man seinen Solarstrom sogar überall für das beladen seines Elektroautos nutzen.
Wie sieht es mit finanzieller Unterstützung aus?
Die eigentliche Förderung von Photovoltaikanlagen ist die garantierte Einspeisevergütung, die Anlagenbetreiber über einen Zeitraum von 20 Jahren erhalten. Stromspeicher werden aktuell noch mit einer einmaligen Investitionsförderung unterstützt. Besonders interessant ist es für Bauherren, die entweder ein neues Haus nach dem Energiestandard KfW 44 Plus oder eine energetische Sanierung nach KfW 55 planen. Sie erhalten neben einer günstigen Baufinanzierung einen nichtrückzahlbaren Tilgungszuschuss.
Was spricht sonst noch für Solarenergie?
Neben dem wirtschaftlichen Aspekt kann man hier vor allem den Umweltaspekt nennen. Photovoltaikanlagen produzieren dort den Strom wo er verbraucht wird, ohne umweltschädlich Emissionen oder zusätzlichen Flächenverbrauch. Jeder Quadratmeter Modulfläche reduziert den CO2-Ausstoß jährlich um 100 kg.
Gibt es denn auch Nachteile?
Interessenten die sich erstmalig mit dem Thema beschäftigen, suchen nach den Nachteilen solcher Anlagen und wundern sich dann, wenn sie keine finden. Ich höre nach Jahren von meinen Kunden immer wieder die Aussage, dass es eine der besten Investitionen gewesen ist und sie froh über ihre Entscheidung sind. Wichtig ist, dass man seine Anlage von einem Fachbetrieb installieren lässt, dass man qualitativ hochwertige Produkte auswählt und sich nicht vom Preis treiben lässt. Ertrag oder Wirtschaftlichkeit kommt von der Lebensdauer.
Durch was zeichnet sich ein versierter, seriöser Anbieter aus?
Seriöse Anbieter kümmern sich auch um die ganzen anderen Dinge, die mit der Installation einer solchen Anlage verbunden sind. Das ist beispielsweise die Anmeldung beim zuständigen Energieversorger und bei der Bundesnetzagentur. Sie geben Tipps und wichtige Hinweise bei steuerrechtlichen Fragen und bieten auch Unterstützung bei der Beantragung der entsprechenden Förderungen. Wie lange gibt es den Anbieter? Wie viele Anlagen hat er schon installiert? Kümmert sich der Anbieter um alle Details? Hat er die Hersteller-Zertifikate? Am besten fragt man als Kunde nach entsprechenden Kundenreferenzen